Texte der hl. Edith Stein zur Auswahl:
„Es ist im Grunde immer eine kleine, einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: Wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben.“ (ESGA 2, Br. 150, 28.04.1938)
„Nur wer sich den Händen des Herrn ganz übergibt, kann vertrauen, dass er zwischen Skylla und Charybdis sicher hindurchgeleitet wird: was man ihm übergibt, geht nicht verloren, sondern wird bewahrt, geläutert und erhöht und in den rechten Maßen ausgewogen.“ (ESGA 13, 73)
„Es muss ja so sein, dass man sich ohne jede menschliche Sicherung ganz in Gottes Hände legt, um so tiefer und schöner ist dann die Geborgenheit.“ (ESGA 2, Br. 179, 08.09.1931)
„Was wir tun können und müssen, ist: uns der Gnade zu öffnen. D.h. unserem eigenen Willen völlig entsagen und ihn dem göttlichen Willen gefangen geben, unsere ganze Seele aufnahme- und formungsbereit in Gottes Hände legen.“ (ESGA 13, 43)
„Ich weiß mich gehalten und habe darin Ruhe und Sicherheit – nicht die selbstgewisse Sicherheit des Mannes, der in eigener Kraft auf festem Boden steht, aber die süße und selige Sicherheit des Kindes, das von einem starken Arm getragen wird – eine, sachlich betrachtet, nicht weniger vernünftige Sicherheit. Oder wäre das Kind ‚vernünftig‘, das beständig in der Angst lebte, die Mutter könnte es fallen lassen?“ (ESGA 11/12, 59f.)
„Menschlichen Trost gibt es freilich nicht, aber der das Kreuz auflegt, versteht es, die Last süß und leicht zu machen.“ (ESGA 3, Br. 586, 03.01.1939)
„Gut ist es, den Gekreuzigten im Bild zu verehren […].“ (ESGA 18, 229)
„[…] wer in liebender Versenkung eingeht in die Gesinnung des Heilands am Kreuz, […] der wird eben damit geeint mit dem göttlichen Willen […].“ (ESGA 18, 237)
„Sich an Christus halten – das kann man nicht, ohne ihm zugleich nachzufolgen.“ (ESGA 9, 72)
„Das müssen wir auch lernen, […] andere ihr Kreuz tragen zu sehen und es ihnen nicht abnehmen zu können. Es ist schwerer als das eigene zu tragen, aber wir kommen auch daran nicht vorbei. (ESGA 2, Br. 59, 12.10.1927)
„Willst du aufs Neue in allem Ernst den Bund mit dem Gekreuzigten schließen? Was wirst du Ihm antworten?“ (ESGA 20, 122)
„An allen Fronten, an allen Stätten des Jammers kannst du sein in der Kraft des Kreuzes, überallhin trägt dich deine erbarmende Liebe, die Liebe aus dem göttlichen Herzen, überallhin sprengt sie Sein kostbares Blut – lindernd, heilend, erlösend.“ (ESGA 20, 121)
„Christus gibt sein Leben hin, um den Menschen den Zugang zum ewigen Leben zu eröffnen. Doch um das ewige Leben zu gewinnen, müssen auch sie das irdische Leben preisgeben. Sie müssen mit Christus sterben, um mit Ihm aufzuerstehen: den lebenslänglichen Tod des Leidens und der täglichen Selbstverleugnung […].“ (ESGA 18, 11)
„Wenn sie [die Seele] sein [Christi] Leben teilen will, muss sie mit ihm […] sich ausliefern zur Kreuzigung […], wie Gott sie fügen oder zulassen will.“ (ESGA 18, 27)
„Das Licht erlischt im Dunkel des Karfreitags, aber es steigt strahlender auf als Gnadensonne am Auferstehungsmorgen.“ (ESGA 19, 14)
„[…] der Herr […] will uns als seine lebendigen Glieder gebrauchen.“ (ESGA 13, 140)
„Je fester einer im Glauben steht, desto mehr wird sein Leben bis in die äußersten Konsequenzen hinein vom Glauben durchdrungen und gestaltet, desto mehr ‚Früchte der Liebe‘ werden an ihm sichtbar.“ (ESGA 9, 69)
[…] Gottes Geist […] gibt der Seele neues Leben und befähigt sie zu Leistungen, denen sie ihrer Natur nach nicht gewachsen wäre, und er weist zugleich ihrem Tun die Richtung.“ (ESGA 11/12, 375)
„Die Gnade ist der Geist Gottes, der zu uns kommt, die zu uns herabsteigende göttliche Liebe.“ (ESGA 9, 71)
„Der Geist des Lichts ist seinem Wesen nach überströmende Fülle, vollkommenster, niemals sich vermindernder Reichtum.“ (ESGA 9, 26)
„Göttliches Leben aber ist Liebe, überströmende, unbedürftige, frei sich verschenkende Liebe: Liebe, die sich erbarmend zu jedem bedürftigen Wesen herabneigt; Liebe, die Krankes heilt und Totes zum Leben erweckt; Liebe, die hütet und hegt, ernährt, lehrt und bildet; Liebe, die mit den Trauernden trauert und mit den Fröhlichen fröhlich ist; die jedem Wesen dienstbar wird, damit es das werde, wozu es der Vater bestimmt hat; mit einem Wort: die Liebe des göttlichen Herzens.“ (ESGA 13, 25)
„Wir haben unsere Wurzel im Herzen Jesu. In den Augen des natürlichen Menschen ist das dunkles Erdreich. Für die Augen des Glaubens ist es das lautere ewige Licht.“ (ESGA 3, Br. 645, 29.10.1939)
„Gott ist die Liebe, und Liebe ist sich selbst verschenkende Güte […], die nicht in sich selbst beschlossen bleiben, sondern sich andern mitteilen, andere mit sich beschenken und beglücken will.“ (ESGA 19, 76)
„Es ist gut, daran zu denken, dass wir unser Bürgerrecht im Himmel haben und die Heiligen des Himmels zu Mitbürgern und Hausgenossen (Eph 2, 19). Dann tragt man leichter an den Dingen, quae sunt super terram [die auf Erden sind, Kol 3,2].“ (ESGA 3, Br. 613, 14.04.1939)
„[…] die Gemeinschaft der Heiligen […], das ewige Urbild zu dem vergänglichen Gleichnis menschlichen Gemeinschaftslebens, […] und […] die erbarmende […] Liebe in der Gestalt der Himmelskönigin […], sie vermögen nichts anderes als die Ströme der Gnade weiterzuleiten, die am Stamm des Kreuzes entspringen: aus dem geöffneten Herzen des Erlösers, das unsere Sünden durchstachen. (ESGA 16, 167f.)
„Christus, in dem allein die ganze Fülle der göttlichen Liebe eine leibhafte Stätte gefunden hat, ist darum faktisch der einzige Stellvertreter aller vor Gott und das wahre ‚Haupt der Gemeinde‘, das die eine Kirche zusammenhält. Alle andern sind Glieder der Kirche je nach dem, was ihnen an Geist und Gaben zu teil geworden ist […].“ (ESGA 9, 38)
„[…] an ihn [Christus], an einen Propheten oder Heiligen glauben heißt gar nichts anderes als […] in ihm Gott gegenwärtig spüren.“ (ESGA 9, 70)
Das Wirken der Heiligen wird „[…] vom Urquell alles Feuers und Lichtes […] genährt und erhalten, um als nie versiegende, befruchtende Segensquelle immer wieder hervorzubrechen. Ein solcher Segensquell ist uns erschlossen durch das Gedächtnis der lieblichen Heiligen […]“. (ESGA 19, 31f.)
„Dass die göttliche Freiheit sich in der Gebetserhörung dem Willen seiner Auserwählten gleichsam unterwirft – das ist die wunderbarste Tatsache des religiösen Lebens. Warum es so ist -das geht über alles Begreifen.“ (ESGA 9, 36)
„Der Heilige, der aus der Fülle der Liebe heraus ‚gute Werke‘ getan und sich einen ‚Schatz im Himmel‘ gesammelt hat, kann aus seinem Überfluss andern mitteilen, d.h. […] die Gnade für sie erflehen, und es ist sinnvoll, ihn darum anzugehen.“ (ESGA 9, 41)
„Dies reale Einswerden mit Christus hat aber ein Glied-zu-Glied-Werden mit allen Christen zur Folge.“ (ESGA 13, 210)
„Die Möglichkeit dieser Mittlerschaft vor Gott […] ist es, die das Heil zu einer gemeinsamen Angelegenheit aller Menschen macht. Jeder ist für sein eigenes Heil verantwortlich, sofern es durch Mitwirkung seiner Freiheit und nicht ohne sie erwirkt werden kann. Und jeder ist zugleich für das Heil aller andern verantwortlich, sofern er die Möglichkeit hat, durch sein Gebet für jeden andern die Gnade zu erflehen.“ (ESGA 9, 36)
„Die reinen Geister sind wie Strahlen, durch die das ewige Licht sich der Schöpfung mitteilt.“ (ESGA 11/12, 394)
„Die Engel sind reine Geister, ihre Geistigkeit ist eine höhere als die menschliche, sie sind persönlich freie, dienende Geister und stehen miteinander und mit allen anderen geistig-persönlichen Wesen in Gemeinschaft, in einem Reich schenkender und empfangender Liebe, dessen Anfang und Ende die dreifaltige Gottheit ist.“ (ESGA 11/12, 332)
„Das Reich der himmlischen Geister ist ein vollendetes, jedes Glied steht darin am rechten Platz und verlangt nach keinem anderen, jedes ist mit seinem ganzen Wesen geborgen, ungehemmt entfaltet und fruchtbar, gespeist aus dem Urquell der Liebe und davon ausspendend in dem ihm zugewiesenen Wirkungskreis.“ (ESGA 11/12, 351)
„Der Gegenstand des Glaubens [, Gott, ist …] keinem Sinn zugänglich, ist er uns doch unmittelbar gegenwärtig, er rührt uns an, er hält uns und macht es uns möglich, uns an ihn zu halten.“ (ESGA 9, 62)
„Der Menschengeist, der vom göttlichen Geist durchdrungen und geleitet ist, erkennt im göttlichen Licht die Urgestalt der Schöpfung unter den entstellenden Hüllen und kann an ihrer Wiederherstellung mitarbeiten.“ (ESGA 11/12, 391)